Zaragoza

Das Werk in Zaragoza

Nachdem das Projekt zu einem Opel Kleinwagen abgesegnet war, unterschrieb Opel ein Abkommen mit der spanischen Regierung um ein Montagewerk für die Produktion des neuen Corsas in Spanien zu bauen. Dies geschah auch aus Marketinggründen, da zu diesem Zeitpunkt der Marktanteil der kleinen Klasse in Deutschland nur 12% ausmachte, hingegen in Spanien und Italien 44% und in Frankreich 34%.

Hierzu wurde ein Standort in Figueruelas bei Zaragoza ausgewählt. (liegt zwischen Ebro und Kaserkanal)

Im neuen Werk wurden 8200 Arbeitsstellen geschaffen. Da die Arbeitslosenzahl in dieser Region bei 15% lag, war die Begeisterung bei der Bevölkerung so gross, dass sich 80.000 Leute für diese Stellen meldeten.

   

Der 1. Spatenstich erfolgte im März 1980. Herr Estes pflanzte am 14. März einen Baum zur Einweihung der Baustelle.

   

Im Mai 1980 wurden die Fundamente für das Presswerk gebaut. Das Presswerk hatte eine Gesamtfläche von 50.000m2

Im Juni 1980 begannen die Montagearbeiten der Hallen.

Ein Jahr später waren alle Hallen fertig montiert und nach der Inbetriebnahme des werkseigenen Kraftwerkes (Stromerzeugung mit Hilfe von Erdgas) und der Transformatoren wurde auch das gesamte elektrische Netz in Betrieb genommen. Der Bau der neuen Werkes dauerte insgesamt nur 899 Tage.

Insgesamt waren 1.5 Millionen Arbeitsstunden nötig, um das neue Werk zu bauen. Verbaut wurden u.a. 180.000 m3 Beton und 36.000 Tonnen Stahl. Kosten: 1.5 Milliarden Euro

   

Anlieferung der Pressen für die Korrosseriebleche, April 1981

Anlieferung des 1. Schweissroboters, 1981

Im Januar 1982 wurden die ersten Teile im neuen Werk gefertigt: 2000 Halterungen für die flexiblen Bremsschläuche.

Einen Monat später wurden die 18 Pressen in Betrieb genommen und die erste Corsa Karosserie montiert.

Am 14. Mai 1982 fuhr F. Beickler, Präsident der Adam Opel A.G., den ersten von 20 Pilot Corsas aus der Montagehalle. Diese 20 Stück wurden dazu benutzt um alle Einstellarbeiten an der Produktionslinie vorzunehmen.

Ab dem 7. Juni 1982 wurden 1500 Vorserienmodelle produziert.

1982 wurden insgesamt 150 Fertigungsroboter installiert um eine Jahresproduktions von 270.000 Corsa zu bauen.

Um diese Stückzahlen zu erreichen, wurde die Belegschaft nochmal um 800 Arbeiter erweitert.

Am 30. August 1982 lief die Produktion regulär an.


Produktionsprozess

Information zu den Pressen:

Da im Werk eine Vielzahl an Komponenten hergestellt wurde (Karosserieteile, Bremsenteile, Auspuffsysteme, Achsen und Aufhängungsteile, Brems- und Benzinleitungen) wurden sehr viele unterschiedliche Pressen eingesetzt, kleine mit 50kg bis sehr grosse mit 50 Tonnen Presskraft.

In Zaragoza stand auch eine Presse, die zu diesem Zeitpunkt die grösste der Welt war. Diese war 14m breit, wog 730 Tonnen und konnte Teile mit einer Kraft bis zu 2500 Tonnen herstellen.

Die anfallenden Blechabfälle (182 Tonnen am Tag!!) wurden automatisch gesammelt und verpackt.

 

Aus den angelieferten Blechrollen wurden die einzelnen Karosserieteile gepresst. (Dicke 0,8mm; Profilbleche bis 4mm).

   

Anschliessend wurden alle Bleche zur Fertigungsstrasse weitergeleitet.

Die Bodengruppen wurden in einer separaten Fertigung vorgefertigt und hochkant zwischengelagert.

In einer 1. Fertigungsstrasse wurden mit Hilfe von 14 Schweissrobotern die Bodengruppe mit der Front und dem Heckblech verschweisst. 3 Arbeiter haben hier die Fertigung und die Passgenauigkeit kontrolliert.

   

       

   

Anschliessend wurden in einer 2. Fertigungsstrasse mit Hilfe von 40 Robotern die restlichen Teile (Seitenwände, Heck, Dach) an der Bodengruppe verschweisst. Hier konnten 75 Karosserien pro Stunde gefertigt werden. Insgesamt waren im gesamten Karosseriebereich 106 Fertigungsroboter installiert. Insgesamt wurden 800 Schweisspunkte an der Karosserie gemacht.

   

   

Die fertige Karosserie wurde dann zusammen mit allen zu öffnenden Teilen (Motorhaube, Türen, Heckklappe) auf ein Transportgestell montiert um dann in Richtung der vollautomatisierten Lackiererei mit insgesamt 16 Lackierrobotern weitergeleitet zu werden. (Gesamtfläche: 61.000m2). Diese war zu diesem Zeitpunkt die modernste Lackierungsanlage von General Motors. Hier wurde auf höchste Qualität geachtet.

   

Vor der Lackierung erfolgte eine Phosphatierung und ein Rostschutz in 8 Phasen. Nach der Lackierung wurde noch der PVC Unterbodenschutz aufgetragen.

   

   

 

Lack-Trockenkabine, 1981

 

Abschliessende Nachbesserungen am Lack wurden ausschliesslich von Facharbeiterinnen erledigt.

Nach der Endkontrolle der Karosserie wurden noch die Lärm- und Schallschutzmatten eingebaut.

 

   

 

   

Die fertigen Karosserien kamen dann in die Fertigungsstrasse der Endmontage (insgesamt 3km lang). In diesen Etappen der Fertigung wurden zuerst alle elektrischen und mechanischen Komponenten angebracht (Verkabelung, Beleuchtung, Schaltgestänge, Bremsleitungen, Tank, Hinterachse, Vorderradaufhängung, Bremsen usw.) sowie die Stossfänger, Verglasung und Seitenschutzleisten montiert.

   

   

Dann stand die Hochzeit auf dem Programm, d.h. das Zusammenbringen der Motoren und Getriebe (die aus Bochum und Wien angeliefert wurden) mit der zusammengebauten Karrosse.

   

   

Anschliessend wurden noch der Innenraum eingebaut und die Räder montiert.

   

Danach kamen alle Autos zur Endkontrolle auf einen Prüfstand, wo alles auf seine Funktion kontrolliert wurde und eine Abgasuntersuchung durchgeführt wurde.

Abschliessend wurden alle Corsas in einer Kammer auf Dichtheit geprüft.

Da alle Modelle mit allen möglichen Ausstattungen und Motorisierungen in der gleichen Produktionsstrasse gefertigt wurde, musste jeder Roboter und Arbeiter genau wissen, welches Modell er gerade vor sich hatte. Daher wurde das System SICARID entwickelt. Es besteht aus einem elektronischen Modul, das die Ausstattung und Farbe enthält. Dieser Transponder wurde am Frontblech befestigt und konnte somit an jeder Station der Fertigung die Informationen zum jeweiligen Modell an eine Empfangsstation "weitergeben". Die Empfangsstationen waren alle an einen Zentralrechner gekoppelt. Mit diesem System war die Fabrik in Zaragoza eine der modernsten in Europa. Der elektronische Transponder wurde erst nach dem letzten Montageschritt wieder entfernt.

1982 haben 30.000 Corsas das Werk verlassen, (vom 30.08.1982 bis 3.03.1983 wurden 50.000 Autos produziert), 1983 waren es insgesamt 200.000 und 1984 schon 270.000.

Stromverbrauch des Werkes pro Jahr: 240 Millionen Kilowatt-Stunden

 


Verschiffung

Alle Corsas für Südeuropa wurden per Autotrailer und Zug sofort zum Vertragshändler gebracht.

Für Nordeuropa (Deutschland, Benelux, nordische Länder) und England wurde aber die Verschiffung als Transportmittel benutzt.

Der normale Weg wäre gewesen, die Autos per Autotransporter nach Frankreich zu bringen, da auf den Zug zu verladen, dann nach Belgien und Deutschland zu bringen, wieder auf Autotransporter umzuladen, und von einem Zentrallager aus zu verteilen.

Das wurde aber aus Kostengründen nicht gemacht. Ausserdem gab es das Problem, dass das Bahnnetz in Spanien und Frankreich eine unterschiedliche Spurbreite hatte, wodurch die Autos mit dem Transporter nach Frankreich gebracht hätten werden müssen.

   

Die Corsas wurden also beim Werk in Zaragoza auf Autotransporter verladen und dann zum Seehafen Pasajes im Norden von Spanien in ein Zwischenlager gebracht.

Hier wurden sie dann per Autofähre durch den Golf von Biscaye nach Vlissingen (Rotterdam) gebracht.

Die norwegische Reederei Höegh-Ugland mit Hauptsitz in Grimstad, die seit 1970 PKWs in der ganzen Welt verschifft, bot das beste Preis-Leistungverhältnis und erhielt somit den Auftrag.

 

   

Die Corsas wurden rückwärts verladen, um beim Entladen Zeit zu sparen.

   

An Bord wurden die Wagen alle gegen Verrutschen gesichert

Anfangs brachten 2 Schiffe pro Woche 200 Corsas nach Rotterdam und 550 Novas nach England. Mit der Nachfrage stieg im Laufe der Jahre natürlich auch die Zahl der verschifften Autos.